Kälteanwendungen (Hydro- bzw. Kryoanwendungen)

Wer hat es nicht schon selbst erlebt: Das eigene Pferd war am morgen noch freudig tobend auf der Koppel unterwegs und ein paar Stunden später steht es mit einem angelaufenen Bein im Stall. Was nun? Um überhaupt die richtige Maßnahme zu ergreifen, wäre es eigentlich am besten, wenn man wüsste, wie dies passiert ist. Leider können unsere Vierbeiner aber nicht reden (zumindest nicht in unserer Sprache). Um die Vor- und Nachteile der Kälteanwendungen zu vergleichen und die geeignete Methode auszuwählen, ist es deshalb vorrangig die ausschlaggebenden Faktoren und Wirkungen gegenüber zu stellen.

1. Abspritzen mit dem Wasserschlauch: (mind. 10 min., mehrmals täglich.), Kühlung der Hautoberfläche

2. Wasserbäder mit Eis: (Hufe und Beine werden in Kübel gestellt), untere Extremitäten können gut erreicht werden, tiefere Wirkung möglich

3. Fließendes Gewässer: (Pferd wird durch ebenes Flußbett geführt), konstante Temperatur und Massageeffekt auf das Gewebe

4. Kühlgamaschen/-glocken: (Die Gamasche bzw. Glocke wird um das Pferdebein gelegt), geringer Aufwand, kaum Tiefenwirkung

5. Oberflächlich mit Eis: (z. B. Eislolli, Eissocken), schnelle Ergebnisse durch konzentrierte Kältezufuhr, Gewebserfrierungen (Nekrosen) möglich

6. Kältekissen: (spezielle Kältemedien, oftmals schwieriges Anbringen in Gelenksbereichen), steuerbarer und kontrollierter Kälteschub

Für den Reha-Bereich, unter Aufsicht/Anleitung eines Tierarztes:

7. Equine Spa: (Kombination aus niedriger Temperatur, Salzkonzentration, Druck und Sauerstoff; nur für Hufe und Beine anwendbar), bei Gelenksproblemen, Sehnenentzündungen und Verletzungen mit offenen Wunden

8. Unterwasser-Laufband: (Mechanische und thermische Wirkung, nur in Klinken bzw. Rehaeinrichtungen möglich), Prophylaxe, Training und Aufbau

9. Gegenstromanlage: (Wassertiefe und Strömungsstärke regulierbar, nur in Kliniken bzw. Rehaeinrichtungen), Training und Rehabilitation

(Quelle: Pferderevue 5/2013)

Alle Anwendungen haben aber eines gemeinsam: Die Selbstheilungskräfte des Körpers sollen aktiviert werden. Im Zweifel lieber einmal mehr den Tierarzt des Vertrauens zu Rate ziehen. Bespielsweise Phlegmone (eitrige Entzündung des Bindegewebes mit bakterieller Beteiligung) gehören immer in die Hände eines Fachmanns, da es ansonsten zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen kann!


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